The educated Tanguero

Essential Tango Knowledge

System zur grafischen Klassifikation von Tangos und Orchestern der Cuarentas

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Zurückgehend auf den in der Szene wohlbekannten Tango-DJ Stephen Brown aus Texas [1], können die Orchester der EDO in fünf Stilkategorien eingeteilt werden (nicht berücksichtigt sind hier die ebendort vorgeschlagenen Kategorien für Musik vor und nach der EDO):

  1. Hard Rhythm (harter Rhythmus): D´Arienzo, Biagi, Rodriguez
  2. Soft Rhythm (weicher Rhythmus): Tanturi, Caló, Laurenz, D’Agostino, Troilo, Di Sarli
  3. Smooth (weich): Di Sarli, Canaro, Fresedo, Troilo
  4. Lyric (lyrisch): Caló, Troilo, Di Sarli, Canaro, Fresedo, Tanturi, Demare, De Angelis
  5. Dramatic (dramatisch): De Angelis, Pugliese

Dies ist offensichtlich ein funktionierendes Klassifikationsschema, weil die Orchester der 40er mehr oder weniger gut in dieses Schema hineinpassen. Hunderte Tango-DJs verwenden dieses Schema, um ihre Milongas zu strukturieren. Eine Klassifikation mit nur fünf distinkten Gruppen scheint für die normale Milonga ausreichend, berücksichtigt aber nicht, dass Orchester während ihrer Entwicklung ihren Stil geändert haben oder Musikstücke unterschiedlichen Stils aufgenommen haben. Brown hat dies teilweise integriert durch eine Mehrfachnennung (z.B. Carlos Di Sarli wird in drei Klassen aufgeführt, man könnte ihn auch mit seinen späteren Aufnahmen gut und gerne zusätzlich noch in der dramatischen Kategorie verorten).

Für die schnelle Klassifikation von Tango Orchestern wäre daher eine visuelle Einstufung, die auch eine etwas feinere Unterscheidung ermöglicht, sehr hilfreich. Hierzu könnte man folgendermassen verfahren [2]:

Wir bemerken, dass sich die Klassen nach Brown teilweise an verschiedenen Seiten eines Spektrums hinsichtlich eines gemeinsamen Merkmals befinden. So bilden z.B. die Klassen „harter Rhythmus“ und „weicher Rhythmus“ die Extreme eines gemeinsamen Merkmals (Rhythmus) ab. Fassen wir die Klassen “weich” und “lyrisch” zusammen z.B. unter dem Begriff „romantisch/lyrisch“, so könnten wir das als Gegenpol zum Dramatischen setzen. Unsere neue, modifizierte Klasseneinteilung hätte damit zwei Merkmale, nämlich Rhythmus und Emotionalität mit ihren jeweiligen Extremen:

  1. Harter Rhythmus
  2. Weicher Rhythmus
  3. Romantisch/Lyrisch
  4. Dramatisch

Um hier eine visuelle Einteilung zu erlauben, könnte man nun diese Merkmale als Achsen eines kartesischen Koordinatensystems ansehen und somit Musikstücken oder Orchestern eine Position auf diesem Koordinatensystem zuweisen. Dies ergibt für ein bestimmtes Musikstück einen Punkt im Koordinatensystem, während ein Orchester eine Punktwolke oder eine Fläche innerhalb dieses Systems einnehmen würde.

Als Beispiel nehme ich hier einmal zwei Orchester. Juan D´Arienzo hat sehr wohl fast durchgehend mehr oder weniger stark rhythmische Tangos gespielt. Diese liegen zumeist im neutralen Gebiet hinsichtlich der Emotionalität, wobei einzelne eher späte Aufnahmen durchaus etwas Drama zeigen, aber auch einige wenige romantisch gefärbte Einspielungen gefunden werden können. Seine Musik würde also zentral in Richtung des starken Rhythmus abzubilden sein mit Ausläufern in beide Richtungen des emotionalen Spektrums.

Francisco Canaro wäre hier mehr im Bereich des sanfteren Rhythmus und der romantischen Seite zu charakterisieren, wobei man vereinzelt auch Stücke mit mehr dramatischer Emotionalität finden kann.

 

Representation of two Orchestras of the EDO as an area in the coordinate system

 

Ich habe in das Diagramm einmal beide Orchester eingetragen. Etwas heller unterlegt sind die Quadranten Drama/Soft Rhythmus und Lyrisch/Harter Rhythmus. Diese Quadranten werden wohl weniger stark populiert sein. Wohl kann man sich ein dramatisches Stück mit einem weicheren Rhythmus gut vorstellen, ein romantisches Stück mit hartem Rhythmus dürfte dagegen eher selten sein.

Für den eigenen Gebrauch habe ich den Klassen zusätzlich noch (farbpsychologisch passende) Farben zugewiesen um eine noch schnellere Einstufung im modifizierten Schema nach Brown zu ermöglichen.

 

Saludos,

 

-Richard

 

 

Literatur:

1    http://www.tejastango.com/tandas.html

2    Stoll, R: 15 big Orchestras of the EDO. Vortrag auf dem TABOE Tango Festival 2015/2016.

 

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