Vor einigen Jahren war die Welt noch in Ordnung. Wir hatten CDs als Datenträger für unsere Tango Musik. Mittlerweile ist eine Besorgnis erregende Entwicklung im Gange, die evtl. unsere Musikwelt revolutionieren wird und ggf. sogar unsere Musikinfrastruktur gefährden kann. Sehen wir uns erst die Fakten an:
Niedergang der Musik CD-ROM
Als die CD-Rom im Anfang der 80er Jahre kommerziell erhältlich wurde war dies ein bedeutender Schritt für qualitativ gute Musikkonserven. Ich erinnere mich an meinen ersten Sony-CD Player und meine ersten Musik CDs: Bach Brandenburgische Konzerte und Ravels L´Arlesienne Suites. Der Sound war genial, kein Knistern im Vergleich zu Vinyl, kein Rauschen im Vergleich zu Bandaufnahmen.
Die Technik der CD beruht auf einer Spiralspur von Innen nach Außen mit Pits und Lands auf einer Polycarbonat Scheibe, die von einem Laser (780 nm) abgetastet wird. Die Musik wird kodiert mit einer Datenübertragungsrate von 176,4 kB/s und später mit einer Abtastfrequenz von 44.1 kHz ausgelesen. Damit liegt die obere Frequenzschranke bei 20 kHz [1]. Ab ca. 1983 stiegen die Verkäufe von CDs im Vergleich zur Vinyl Schallplatte. Das Maximum der CD-Verkäufe war ca. 2003. Die Verkäufe in den USA stagnierten in den folgenden Jahren. Der bisherige Niedergang ist sichtbar in der Grafik 1. Im Jahre 2023 sank der Absatz von Musik-CDs unter den Absatz von Vinyl Schallplatten, die mittlerweile eine Renaissance erleben. Abb. 2 zeigt die Situation bei Südamerikanischer Musik, dort beträgt der Anteil an Musik CDs nur 0.5%.
Die Gründe für diesen Niedergang liegt in der Verfügbarkeit von Online Musik für die Generation der Mobiltelefon Generation und die Verfügbarkeit von leicht kopier- und speicherbaren Musikdateien (z.B. im Format von MP3 kodierten Dateien).
Verfügbarkeit von Lesegeräten für CD/DVD Medien
Interne Laufwerke für CD/DVD werden von Herstellern zwar noch angeboten, aber nicht mehr ausschließlich. Derzeit (März 2024) gibt es bei einem der größten Hersteller ein Verhältnis von 21 Modellen mit CD/DVD Brenner gegen 88 Modelle ohne optisches Laufwerk [2]. Laufwerke zum Nachrüsten von Desktop PCs sind immer noch problemlos erhältlich. Ganz anders ist die Situation bei Notebooks und Laptop-Computern, die derzeit in der Regel so flach produziert werden, dass keine Laufwerke mehr ausgestattet werden. Einzelne Geräte sind jedoch immer noch zu finden [3]. Für die große Masse der moderneren Laptops sind jedoch externe Laufwerke, die über USB angeschlossen werden, verfügbar und die Modelle der Wahl [4].
Fazit
Der geneigte Leser mag hier den Trend des Zeitgeistes erkennen. Einerseits gibt es immer weniger Musik auf Musik-CD (wir wollen an dieser Stelle die Video-Datenträger für Filme auf DVD/Blue-Ray nicht betrachten), andererseits werden auch die Abspielgeräte immer rarer. Dies betrifft insbesondere diejenigen von uns Tango-DJs, die neu in der Szene sind. Grob geschätzt hat ein durchschnittlicher DJ mindestens 2-5 CDs von etwa 20 Orchestern der EDO (also 40-100 CDs) im Zugriff um einen Grundstock von Titeln zur Assemblierung einer Milonga zu haben. Normalerweise werden aber die meisten Milongas mit digitalisierten Titeln gespielt, also benötigt ein angehender Tango-DJ eine Möglichkeit, die Titel von CD zu grabben. Für diese Zielgruppe wird es also im Laufe der nächsten Jahre eng.
Eine erster Rat könnte also sein, sich ein internes oder externes Laufwerk für spätere Zeiten als Reserve in den Schrank zu legen. Das tut nicht weh, zumal man ein externes Laufwerk für 20-50 Euro erstehen kann. Weiterhin sollte man ausnutzen, dass Tango-CDs derzeit noch gut erhältlich sind und auch auf dem Gebrauchtmarkt auftauchen. Dies insbesondere, weil aufwendig restaurierte Musik von kleinen Firmen noch angeboten wird und wohl auch noch in näherer Zukunft als CD aufgelegt werden dürften. Als Tango-DJ ist es eines meiner Anliegen, dass qualitativ hochwertige und digital restaurierte Aufnahmen von Schellackplatten herausgegeben werden. Dies können wir nur sicherstellen, wenn wir solche kleinen Label unterstützen.
Musik-Streaming Dienste sind für uns keine Hilfe, diese bieten zwar interessanterweise gelegentlich einige Tango Titel, taugen aber nichts für die Life-Situation einer Milonga. Video Streamer wie z.B. YouTube bieten zwar eine breite Auswahl, jedoch nur in begrenzter Qualität und auch nur online. Softwarelösungen welche die Musik dieser Videos extrahieren können, sind urheberrechtlich fragwürdig und lösen nicht das Qualitätsproblem.
Alternativ bleibt abzuwarten, dass Vertreiber von Tango Musik diese vordigitalisiert als komprimierte Dateien verkaufen werden. Die im deutschen Sprachraum bereits mit diesem Modell arbeitenden Fachhändler (wie z.B. Tangotunes) können im Internet leicht gefunden werden [5]. Diese Vertriebsmodelle bieten eine zukunftsorientierte Technologie, die der Tango-Gemeinde nützlich ist und eine sichere und hochwertige Alternative zu schwer verfügbaren oder illegalen Quellen bietet.
Trotzdem liegt in meinem Schrank ein nagelneues CD/DVD Laufwerk für alle Fälle bereit.
Literatur
- http://www.elektronikinfo.de/audio/cd.htm
- https://www.dell.com/en-us/shop/desktop-computers/sr/desktops/cd-dvd-burner?appliedRefinements=38802
- https://www.laptopmag.com/articles/laptops-with-cd-dvd-drives
- https://www.nytimes.com/wirecutter/reviews/the-best-external-blu-ray-drive/
- https://tangotunes.com/de/