Yahooo, wir sind gebucht worden. Ein neuer Veranstalter vertraut uns musikalisch seine Milonga an. Was nun? Sofort eine Playlist machen? Bestimmt nicht. Zuerst müssen wir einmal Informationen sammeln, ohne die wir nicht tätig werden können.
Was sollten wir also jetzt vom Veranstalter erfragen ?
1. Ort und Zeit des Gigs. Park- und Entlademöglichkeiten.
Klar, das wissen wir schon halbwegs, weil das initiale Gespräch uns schon einige Informationen gegeben hat. Was allerdings hier oft vergessen wird ist zunächst einmal, wann wir zum Aufbauen kommen können. Für eine kleine Milonga ist das meistens 1 h vorher. Wichtig wäre auch, dass man sich um die Parkmöglichkeiten und Entlademöglichkeiten kümmert. Es ist nicht lustig, alleine eine Wagenladung Equipment 800 m weit heranzuschleppen……
Bei größeren Veranstaltung, ggf. auch mit Boxen des DJ ist evtl. mehr Vorbereitungszeit einzuplanen. Z.B. Aufbau am Morgen (2h) und Soundcheck am Nachmittag (30 min.). Danach 2h Tango Kurs vor der Milonga.
Die wichtigste Information ist aber die voraussichtliche Dauer der Milonga und ob hier Spielräume vorhanden sind (z.B. Ende zwischen 0.30 und 1.00 Uhr). Bei einem Beginn um 20 Uhr wäre das eine Veranstaltungsdauer von 4,5 Stunden mit Raum nach oben.
2. Tisch, Equipment und Anschlüsse.
Ist am Veranstaltungsort eine Verstärkeranlage mit Boxen vorhanden (Einweisung?) und wie (welche Steckerverbindung) kann das eigene Equipment hier angeschlossen werden? Wie weit ist es vom Tisch des DJ zur Verstärkeranlage und kann hierzwischen ein Kabel verlegt werden? Sind am Tisch des DJ genügend (mind. 2-3) Steckdosen verfügbar? Ist der Tisch des DJ genügend groß um das Equipment aufzubauen (mind. 1.60×0.80m)?
Werden Lautsprecher benötigt, wenn ja, wie viele und wo aufzubauen? Ggf. sollte der Veranstaltungsort vorher besichtigt werden. Wird ein Mikrofon benötigt (für Durchsagen des Veranstalters)?
Gibt es hinsichtlich der Lautstärke Begrenzungen? Sollte die Lautstärke professionell eingemessen und ggf. mit einem Limiter begrenzt werden? Diese Fragen stellen sich selten, aber es kann durchaus vorkommen, dass sich Nachbarn von der Veranstaltung gestört fühlen. Geeignetes Equipment zur Kontrolle der Lautstärke mag in solchen Fällen von Nutzen sein.
3. Art der Milonga, Publikum
Bereits im Vorgespräch wird man wohl erfahren haben, um welche Art von Milonga es sich handelt. Ist es eine traditionelle Milonga mit ausschliesslich traditioneller Musik der EDO oder wie weit reicht das Spektrum hin zu moderneren Milonga-Formaten (z.B. Neolonga).
Der Veranstalter kann hier ggf. auch Hinweise zum Publikum und zum getanzten Stil geben. Manche Communities haben hier strikte Vorgaben (z.B. ausschliesslich Baile de Salon), manche erlauben auch gelegentliche Tandas von bewegungsintensiveren Stilen (Pugliese, Neo-Tango). Über die Vorgaben des Veranstalters hinaus sollte man sich als DJ jedoch besser einmal einen Eindruck der Veranstaltung machen, indem man sie ggf. in der Woche vorher besucht.
Experimente sind immer schwierig und sollten ggf. eher unterlassen werden. Ich persönlich habe schon mit einer Tanda Salsa einen Raum zum Kochen gebracht und an anderer Stelle mit der gleichen Aktion für hochgezogene Augenbrauen gesorgt…..
4. Sonderwünsche
Besondere Wünsche werden hier oft geäußert. Sei es eine Geburtstagsrunde (bereithalten vom gewünschten Geburtstagstango), eine Silent Milonga (keine besonderen Vorbereitungen nötig abgesehen vom niedrigeren Sound-Pegel), eine Mischveranstaltung mit Life Band (Absprachen mit der Band über die gespielten Titel und die Auftrittszeiten) oder Showvorführungen (Bereithalten der Showmusik und Absprache über Auftrittszeit). Gerne genommen und bei DJs berüchtigt sind Tombolas (hier mit dem Veranstalter den Zeitplan genau besprechen). Hier ist die Flexibilität des DJ stets gefragt. Manchmal werden auch Musikwünsche integriert z.B. Weihnachtstanda oder wie bei mir einmal geschehen, eine Tanda Tangos mit dem Thema Mond, weil gerade Vollmond war (kein Problem…..). Besonderes Highlight war eine Neolonga als Post-Event Special auf einem internationalen Festival nachts von 2-4 Uhr……..
5. Technische Informationen
Vor dem Gig sollte ggf. ein Honorar ausgehandelt sein und je nach Umfang ggf. auch vertraglich festgelegt werden. Desweiteren sollte abgesprochen sein, ob die ggf. notwendige Anmeldung der Veranstaltung beim Musik-Rechteverwerter (Gema etc.) erfolgt ist und ob ggf. notwendige Versicherungen (Unfallversicherung etc.) und Lizenzen (Alkoholverkauf) bestehen. Ggf. sollte hier der DJ im eigenen Interesse bei unerfahrenen Veranstaltern beratend tätig werden.
Gerne erinnere ich mich hierbei noch an den Spruch: DJen lernt man nur während man es tut.
Saludos,
-Richard (DJ Ricardo)