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Florindo Sassone

Sassone (geb. 1912 – gest. 1982) ist selten auf der Milonga zu hören. Warum? Kollegen darauf angesprochen bekommt man häufig zu hören, dieser Interpret ist Post-EDO und gehört nicht auf die Milonga. Ist das wirklich wahr?

Die Idee zu diesem Blog kam mir heute, als ich einen Vormittag lang das Radioprogramm von laut.fm hörte. Laut.fm spielt auf dem Tango Kanal Musik in Tandas und Cortinas mit ausgesprochen gutem Musikgeschmack (der Link findet sich weiter unten). Um so überraschter war ich, als mir die nachfolgende Tanda von Sassone auffiel, eben, weil die Stücke nicht zu den Big-100 gehören, die man immer wieder mal auf der Milonga hört.Die Musik hat einen frischen und m.E. durchaus tanzbaren Sound, also beschloss ich hier ein wenig nachzuforschen.

Die Tanda lautete wie folgt:

 

Carrillon de la Merced (1973 ?)

Re Fa Si (1973)

Felicia  (1966)

A la Gran Muneca (1966)

Alles Titel, die von anderen Interpreten oft gespielt wurden und damit fest in das passiv rezipierende Repertoir des normalen Milonguero gehören.  Schaut man aber einmal auf die Aufnahmedaten wird es schnell interessant (ich habe die Stücke nur einmal kurz gehört, meinen Vergleich aus dem Gedächtnis mit den mir verfügbaren Aufnahmen mag daher nicht wirklich präzise sein). Was wir jedoch definitiv sehen ist, dass die Aufnahmen sehr spät, also tatsächlich Post-EDO sind. Um dahinter zu schauen, müssen wir in der Biografie Sassones blättern.

Pedro Florindo Sassone wurde am 12.1.1912 geboren und hatte sein Debut in 1930, danach spielte er in den Orchestern von Roberto Firpo und Osvaldo Fresedo als Violinist, startete bereits 1935 mit seinem ersten Orchester und spielte ein Jahr später mit Alberto Amor als Vokalist [1]. Als Orchesterleiter war er hier nie in der ersten Reihe, hörte sogar in 1940 ganz mit der Musik auf, um dann 1946-1947 ein Comeback zu starten. Den Durchbruch mit seiner Musik erzielte er mit der Entdeckung des Sängers Jorge Casal, später nahm er Roberto Chanel als Zweitbesetzung unter Vertrag [1]. Ab 1947 nahm Sassone verstärkt Titel auf, wobei die Mehrheit der Titel in den 50ern und 60ern aufgenommen wurde [2]. Sassone war bereits von seiner frühen Zeit mehr als Life Orchester in Cabarets und den Medien wie Radio und später Fernsehen präsent. Dies ist vermutlich einer der Gründe, warum relativ wenige Plattenaufnahmen existieren.

Obwohl er also in den frühen Jahren der EDO ein Orchester hatte, jedoch noch ohne Aufnahmen anzufertigen, kann man seine Musik ohne Zweifel in die Post-EDO Zeit verorten. Stilistisch ist seine Musik in den Violinen sehr stark an Fresedo angelegt, im Klavier ist etwas Di Sarli zu erahnen, nichtsdestotrotz hat Sassone einen eigenen entwickelten Stil. In den 60ern und 70ern spielte er mit sehr großen Besetzungen [3]. Als Komposition sei noch am Rande „Baldosa Floja“ erwähnt.

 

Hier die vier Stücke der o.A. Tanda:

 

 

 

Quellen

1             http://www.todotango.com/english/artists/biography/736/Florindo-Sassone/

2             https://www.el-recodo.com/music?O=Florindo%20SASSONE&lang=en

3             https://www.milonga.co.uk/tango/sassone.shtml

 

P.S.: Laut.FM Tangokanal:   https://laut.fm/tango

 

 

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