Dass die Argentinier und insbesondere die Zuwanderer der ersten mehr spanisch geprägten Einwanderungswelle und deren Nachfahren, die „Criollos“ in einer harschen Umgebung lebten ist sicher, dass es für diese zum Altag zählte, sich mit dem Messer zu duellieren wird oft in Tangotexten kolportiert.
Die typische Bewaffnung von Kontrahenden war das in Argentinien, Brasilien und Uruguay typische Gebrauchsmesser (Facon) [1] in einer Hand und ein Umhang der um den anderen Unterarm gewickelt wurde [2]. Der Kampfstil wurde auch als “escrima criolla” bezeichnet [3].
Nachfolgend ein Bild dieses Kampfstils, bei dem es wohl oft zu Verwundeten und Toten gekommen ist, welcher aber gleichwohl auch zu Übungs- und Unterhaltungszwecken simuliert wurde um Mut zu zeigen. Die Intention des duelo criollo war bei den Gauchos nicht unbedingt, den Kontrahenden zu töten, sondern ihn mit einer Narbe im Gesicht zu zeichnen [3].
Da während der frühen Jahre der Tangogeschichte (Ende des 19. Jahrhunderts) die Kultur der Gauchos von Compadres und Compadritos weitergeführt wurde, war auch das Duelo Criollo – wohl weniger formalisiert – verbreitet, abgesehen davon, dass die erwähnten Compadres und Compadritos ohnehin schnell zum Messer griffen.
Wen wundert es auch, dass es bei diesen urbanisierten Messerduellen oft um Geld oder eine Frau ging. Hört man als Tanguero den Namen Duello Criollo, so denkt man sofort an den gleichnamigen Tango [4] interpretiert zuerst von Carlos Gardel. Die Musik schrieb 1928 Juan Rezzano [5] und den Text verfasste Lito Bayardo [6]. Hier zwei Coverversionen der Klavierversion:
Nachfolgend die Orginalversion von Carlos Gardel von 1928 und die wohl bekannteste Version von Francisco Canaro aus dem Jahre 1945 mit Guillermo Rico als Sänger.
Hier der Text in Castellano [5] und Deutsch:
Mientras la luna serena baña con su luz de plata como un sollozo de pena se oye cantar su canción; la canción dulce y sentida que todo el barrio escuchaba cuando el silencio reinaba en el viejo caserón. Cuentan que fue la piba de arrabal, Por eso gimen las noches |
Während der ruhige Mond sein silbernes Licht verströmt wie ein schmerzvoller Seufzer kann man ihr Lied hören; ein Lied süß und gefühlvoll dem das ganze Barrio zuhörte als wieder Stille herrschte im alten Haus. Sie sagen es war die Schönste des Arrabal, Deshalb stöhnen die Nächte |
Hier tritt also das Duell – nur am Rande erwähnt – in den Hintergrund, während die zurückgelassene Frau den Verlust ihres Liebsten betrauert, da beide Nebenbuhler im Duell gefallen sind.
Interessant weiterhin die Theorie, dass die Tangoschritte der Moulinete (Schrittmuster für Drehungen des Paares um ein gemeinsames Drehzentrum) aus den Bewegungen des “escrima criolla” abgeleitet sind [7]. Ich persönlich halte diese Theorie jedoch etwas weit hergeholt.
Nachfolgend noch andere Versionen von Duelo Criollo, zunächst die Version von Angel Vargas aus dem Jahr 1952, die Version von Alberto Marino aus dem Jahr 1949 und die sehr moderne Version von Adriana Varela aus dem Jahr 2001:
Abschließend noch ein Schautanz von Nany Peralta und Rebecca O´Laoire:
-Richard
Literatur
1 https://en.wikipedia.org/wiki/Fac%C3%B3n
2 https://elpiantao.wordpress.com/2014/01/18/duelo-criollo/
3 http://esgrimacriolla.blogspot.com/2013/01/curiosidades-del-duelo-criollo.html
4 http://www.todotango.com/musica/tema/649/Duelo-criollo/
5 http://www.todotango.com/creadores/biografia/532/Juan-Rezzano/
6 http://www.todotango.com/creadores/biografia/938/Lito-Bayardo/
7 Sartori, R: Tango: Die Essenz – 49 Maximen für den tanzenden Eros. Dotbooks Verlag, München, 2012.